Der Apfelkuchen – Familienband

Die Fotografin Ingrid Hagenhenrich liebt die Begegnung mit Menschen. Es fasziniert sie immer wieder aufs Neue, mit ihren Porträts Geschichten zu erzählen. Auf ihrer Homepage hat sie zum Mitmachen bei ihrem neuesten Projekt „Liebe geht durch den Magen“ aufgerufen. Sie möchte Menschen treffen, die ihr von einem besonderen Gericht erzählen, durch das sie sich miteinander verbunden fühlen. Solche Herzensgerichte können die Porträ- tierten etwa an die Kindheit oder das erste Rendezvous erinnern, Familienerbstücke oder Nahrung für die Seele sein. Ingrid Hagenhenrich hat uns dabei in ihre Projektwerkstatt schauen lassen.

Porträtfotografin Ingrid Hagenhenrich trifft Valérie Schawe, geborene Honnorat, mit ihren Söhnen Thilo und Gabriel in Rulle bei Osnabrück. Sie sitzen im Garten der Familie, weil sie in diesem Sommer hier sorglos zusammenkommen können. Valérie stammt aus Rennes in der Bretagne und kam der Liebe wegen nach Deutschland. 

Valérie (unten) mit ihren Söhnen Thilo (li.) und Gabriel sowie all ihren Cousinen und Cousins (oben) mit Nanou in ihrer Mitte.
 

Auf die Frage der Fotografin nach ihrem Herzensrezept musste sie etwas überlegen und antwortete dann: „der Apfelkuchen meiner Mama Annick, liebevoll „Nanou“ genannt.“ Als diese zum ersten Mal Mutter wurde, kaufte sie sich ein Kochbuch, um ihre Kochkünste zu erweitern. Leider war daraus nur ein Rezept zu gebrauchen, das für einen Apfelkuchen. Nanou verwarf das Kochbuch, wurde fünffache Mama und auch ohne dessen Hilfe eine hervorragende Köchin. Der Kuchen aber entwickelte sich zum Markenzeichen der Familie. Kein Familienfest, keine Einladung ohne ihn. Getauft auf den Namen „Nanous Apfelkuchen“ macht er sich im Gepäck von Nanous fünf Kindern auf den Weg in alle Ecken Frankreichs und sogar über die Landesgrenzen hinaus.

Alle Familienmitglieder können den Apfelkuchen backen, entweder alleine oder gemeinsam.

Der Signature-Kuchen der Familie 

Inzwischen tradieren 15 Enkelkinder das Rezept weiter. Auf die Frage der Fotografin, was das Besondere an diesem Kuchen sei, antwortet Valérie: „Du kannst ihn sehr entspannt backen und auch gut gemeinsam vorbereiten. Er ist irgendwie ganz schlicht und raffiniert zugleich. Aber vor allem ist er einfach köstlich!“ Und sie fügt hinzu: „Wenn ich ihn backe, fühle ich mich sehr mit meiner Familie verbunden. Ich zelebriere das richtig, hole meine alte Rezeptkladde hervor, stelle zusammen mit den Zutaten die nostalgischen Blechdosen aus Frankreich auf den Tisch und ziehe die Schürze an, die ich mitnahm, als ich auszog. Und natürlich hole ich die einzig wahre weiß-blaue Backform dafür aus dem Schrank. Irgendwie bin ich dann sofort in der Küche meiner Kindheit, in der ich den Kuchen zum ersten Mal mit meiner Mama gebacken habe.“ Bei einem gemeinsamen Besuch in Rennes hat Ingrid heimlich Fotos von Valéries Elternhaus und natürlich auch von der Küche gemacht, um ihre Freundin zu überraschen. Die Fotos sind für die Betrachter so etwas wie eine Zeitreise in die Heimeligkeit der Siebzigerjahre. Schließlich wurde Nanous Apfelkuchen eine Metapher dafür, dass keine Begegnung im Leben sinnlos ist. Auch nicht die mit einem eben nur fast unbrauchbaren Kochbuch.

Einfach und raffiniert zugleich: Nanous Apfelkuchen. Lauwarm schmeckt er am besten.
 

Nanous Apfelkuchen

FÜR EINE 24ER FORM 
Teig:

  • 100 g Mehl
  • 8 g Backpulver  
  • 100 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Ei 
  • 2 EL Öl
  • 50 ml Milch
  • 3−4 Äpfel
 
Creme:
  • 100 g Zucker
  • 50 g weiche Butter
  • 1 Ei

Den Backofen auf 200 Grad Umluft vorheizen.
Für den Teig alle angegebenen Zutaten, bis auf die Äpfel, zu einem glatten Teig verrühren. 
Die Äpfel waschen, schälen, in Spalten schneiden und unter den Teig heben. In eine 24er Tarte- oder Auflaufform geben. 20 Minuten im Backofen backen. 
Für die Creme inzwischen alle angegebenen Zutaten verschlagen. Über den Kuchen geben und die Creme in ca. 5 Minuten im Backofen karamellisieren.