Alles Kaffeesatzleserei?

AAhh – der erste Kaffee am Morgen. Herrlich.
Obwohl mein direktes Umfeld meinen Kaffee nie als solchen bezeichnen würde. Für mich
ist Latte macchiato erfunden worden. Geschäumte Milch mit nur einem Flecken koffeinhaltiger Flüssigkeit. Streng genommen ist das von einer Tasse frisch gebrühter Ware so weit entfernt wie Berlin von intaktem S-Bahn-Verkehr.
Streng genommen gibt es aber auch zahllose Behauptungen rund um Kaffee. Wahlweise trocknet das Getränk den Körper aus, verjüngt aber auch die Zellen. Kaffee sorgt für dauerhaften Mundgeruch, Stress, wirkt dann jedoch positiv bei Krankheiten wie Demenz. Wenn das Heißgetränk nicht Vergiftungserscheinung befördert.
Ja, was denn nun? Klar ist: Kaffee sorgt für Energie. Das Koffein wird innerhalb von 30 Minuten im Körper verteilt. Jeder, der schon einmal einen Espresso um 21h37 getrunken hat, kann das bestätigen: An Schlaf ist danach frühestens gegen Morgen zu denken. Aber um mit dem hartnäckigsten Gerücht aufzuräumen: Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass ältere Studien falsch interpretiert und angelegt waren. In aktuellen
Untersuchungen aus den USA sollten Probanden koffeinfrei trinken. Eine Kontrollgruppe
durfte jedoch Kaffee, Cola und Co. zu sich nehmen.

Ergebnis: kein Unterschied beim Flüssigkeitshaushalt. Ich vermute aber, dass die Kontrollgruppe deutlich wacher war. Hellwach war ich bei der Nachricht, dass Kaffee die Zellen verjüngen soll. Ich sah mich schon statt beim Milchkaffee morgens vor einem 5-Liter-Kanister Arabica sitzen. Wissenschaftler der Uni Graz haben beim Kaffee einen ähnlichen Effekt wie beim Fasten festgestellt. Der Organismus schaltet auf Zellreinigung.
Allerdings weniger bei Haut und Falten, als mehr so innerlich: Organe wie Leber oder Herz kommen in Schwung, der Reinigungsprozess startet. Natürlich hat die Sache einen Haken: Der positive Effekt ist vorbei, sobald Kaffee mit Milch getrunken wird. Das tierische Protein hemmt die Zellreinigung. Außerdem haben Forscher herausgefunden, dass Milch im Kaffee zwar für ein wohliges Bauchgefühl sorgt. Ganz wohl fühlen sich aber auch Bakterien im Mund, die durch Milch neue Nahrung  nden. Sie vermehren sich hübsch, was einen nicht ganz so hübschen Atem zur Folge haben kann. Dann ist da noch die Sache mit den schwerwiegenden Erkrankungen. Zumindest in der Langzeitbeobachtung scheint Kaffee das Risiko von Demenz und Alzheimer zu senken, so eine nordische Studie. Kaffeekritiker hingegen sprechen grundsätzlich von einer Vergiftung des Körpers, weil der Herzschlag beschleunigt, Adrenalin ausgeschüttet wird. Für eine Vergiftung müsste man allerdings wirklich den 5-Liter-Kanister trinken. Davon bin ich weit entfernt, Stichwort Milchmischgetränk.

Wobei mich die Sache mit dem schlechten Atem nachhaltig
beschäftigt. Für den Coffee-to-go habe ich jetzt besser die Zahnbürste-to-go immer am Start.

Text: Kerstin von der Linden

Was die Zahnbürste mit dem Lieblingsgetränk der Deutschen zu tun hat.