Aus die Maus: Interview mit Schädlingsbekämpfer Thomas Schubert

Um Schädlinge erfolgreich bekämpfen zu können, ist es hilfreich, ihre Lebensweise und Gewohnheiten zu kennen. Einer, der sich damit besonders gut auskennt, ist der Diplom-Biologe und Schädlingsbekämpfer Thomas Schubert.

Herr Schubert, wegen welcher Schädlinge werden Sie am häufigsten gerufen?

Thomas Schubert: Da wären die klassischen Schädlinge, etwa Ratten, Mäuse, Brotkäfer, Lebensmittelmotten oder Wespen. Oftmals sind die Tiere ganz harmlos und in geringer Zahl in jedem Haushalt zufinden. Werden jedoch andere Dimensionen erreicht, entstehen Probleme, etwa bei kleineren Speckkäferarten. Bettwanzen sind im Moment stark zunehmend, die werden vermehrt aus dem Urlaub mitgebracht.

Wann sollte ich einen Schädlingsbekämpfer rufen?

Schubert: Häufig sagen Kunden: „Ich habe jetzt schon zehn Mäuse gefangen und werde dem Ganzen nicht Herr.“ Dann finden die Leute aber nicht den Ort, wo die Tiere wirklich herkommen. Da ist es eine Sache der Erfahrung und des Wissens, Zugänge zu finden und zu verschließen. So verhindert man, dass weitere Schädlinge ihren Weg ins Haus oder in die Wohnung finden.

Was kostet mich ein Schädlingsbekämpfungseinsatz?

Schubert: Das ist sehr unterschiedlich. Wespenbekämpfung etwa läuft im Schnitt zwischen 120 und 150 Euro. Schlimm finde ich, wenn mit Ängsten von Leuten gearbeitet wird. Zum Beispiel bei Bettwanzen. Da gibt es Preisunterschiede von 300 bis 2000 Euro für dieselbe Arbeit oder eben für unnötige Mehrarbeit. Man sollte sich im Vorfeld ein bisschen informieren.

Wie sieht eine professionelle Schädlingsbekämpfung aus?

Schubert: Man spricht heutzutage von den Prinzipien der „integrierten Schädlingsbekämpfung“. Das heißt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Entscheidend sind die Gegebenheiten vor Ort und natürlich die Schädlingsbestimmung. Es bringt nichts, die ganzen Käfer, die ich irgendwo finde, zu bekämpfen. Oftmals ist die Larve das schädigende Stadium. Deren Entwicklungsort muss ich mit hygienischem Gespür finden. Brotkäferlarven zum Beispiel sind unglaublich genügsam. Die vermehren sich sogar in Salzteiggebäck oder Lebkuchen, Dingen, die man ganz hinten in den Schubladen findet. Auch das Körnerkissen bietet organisches Material, in dem sich Käfer entwickeln können.

Wann ist ein Einsatz von Pestiziden nötig?

Schubert: Zum Beispiel bei einem Flohbefall, den man nicht in den Griff bekommt, oder bei Bettwanzen. Letztlich ist es eben die Frage, welches Insektizid man einsetzt. Es gibt Langzeit- und Kurzzeitinsektizide, die je nach Befallsituation und Organismus Sinn machen. Und es gibt unterschiedliche Wirkstoffgruppen. Die so genannten Pyrethroide sind für den Menschen ungefähr 2500-mal ungiftiger als Carbamate oder Phosphorsäure. Bei vielen Schädlingen reicht es, wenn ich die Quelle genau feststelle, den Schädling identifiziere und seine Lebensgewohnheiten und Bedingungen analysiere. Dann kann ich ihn erfolgreich beseitigen.
"Entscheidend sind die Gegebenheiten vor Ort und die Schädlingsbestimmung"

Welche Alternativen gibt es zu Pestiziden?

Schubert: Eine biologische Methode ist der Einsatz von Schlupfwespen, winzigen Insekten, die ihre Eier in den Eiern der Schädlinge ablegen. Hitze oder Kälte sind physikalische Methoden. Die funktionieren aber nicht immer so gut. Bei der Hitzeanwendung muss auch hinter und in den Schränken eine Kerntemperatur von 55 Grad erreicht werden. Da sind viele Vorarbeiten notwendig, sonst treibt man die Schädlinge eventuell in andere Räume. Also muss man vorher alle Öffnungen abkleben oder mit Insektiziden Barrieren spritzen. Es gibt auch Kältegeräte, die mit flüssigem CO2 arbeiten. Das muss dann genau an die Stellen gebracht werden, die für das entsprechende Insekt entscheidend sind.

Was führt typischerweise zu einem Schädlingsbefall?

Schubert: Offenes Lagern von Lebensmitteln wie Müsli oder Mehl begünstigt das natürlich. Die meisten Schädlinge kommen einfach von draußen rein. Dann ist die Frage, ob sie geeignete Bedingungen finden. Die Kleidermotte lebt draußen in Vogelnestern. Wenn sie reinfliegt und einen vergleichbaren Lebensraum findet, etwa einen Wollteppich, legt sie darin ihre Eier ab. Diese Eier entfernen Sie, wenn Sie regelmäßig staubsaugen. Jetzt steht aber ein Schrank zehn Zentimeter auf diesem Wollteppich. Der Schrank hat unten zwei, drei Ritzen. Zufällig findet die Motte einen Schlitz und vermehrt sich genau da, wo Sie eben nicht saugen können. Schon haben Sie ein Problem, obwohl Ihre Wohnung sonst extrem gepflegt ist.

Also kann es im Prinzip jeden treffen?

Schubert: Ja. Das hat in der Regel nichts mit Unsauberkeit zu tun. Vor einigen Schädlingen können Sie sich aber durchaus durch prophylaktische Maßnahmen schützen, wie Fliegengittern vor den Fenstern. Da kommt zum Beispiel keine Kleidermotte durch.

Zur Person

Thomas Schubert aus Münster ist Diplom-Biologe und IHK-geprüfter Schädlingsbekämpfer. Er arbeitet sowohl für Privatpersonen als auch für Betriebe und Behörden. Noch mehr Infos finden Sie hier: www.schubert-thomas.de