Dustbusters: Staub lass’ nach!

Mensch gegen Materie – ein uralter Kampf, den wir offensichtlich einfach nicht gewinnen können. Und dann sind es auch noch gerade die Kleinsten, die uns im Haushalt am meisten zu schaffen machen: die Staubflusen und Wollmäuse. Das können beispielsweise Sandkörnchen von der Straße, Hautschuppen, Fasernabrieb von Kleidung und Wohntextilien oder Pollen sein.
„Jeder Haushalt hat seinen ganz individuellen Staubmix“, weiß Dr. Jens Soentgen, Staubforscher und Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg.
In der Regel lagert Staub sich entweder in feinen Schichten auf unserem Hab und Gut ab oder tritt als Staub- oder Wollmaus in Erscheinung.
Mehr als ein Haar als „Rückgrat“, einige Flusen und leichten Luftzug braucht es nicht, schon
entsteht solch ein Mini-Biotop, in dem sich Milben und Mikroorganismen wie Bakterien wohlfühlen.
Gesundheitsschädlich ist Hausstaub in der Regel aber nicht. Er hat eher ein Imageproblem. „Staub ist lästig und gilt irgendwie als unsauber, staubige Wohnungen als verlottert“, so Soentgen. Nur in Verbindung mit Wasser wird Hausstaub allerdings gefährlich, da Schimmelsporen entstehen können. Besondere Vorsicht ist auch beim Saugen geboten. Da reichen schon einige Tropfen und der Staubbeutel wird zur Sporenschleuder.


Immer von unten nach oben
Grundsätzlich gilt in puncto Staub zweierlei: Je mehr Bewegung in einem Raum ist, desto mehr Staub gibt es. Und, je höher er liegt, desto feiner ist er.
Für uns bedeutet das beim Putzen: Erst saugen, dann Staubwischen. Sonst wirbeln feine Staubpartikel bei jeder Bewegung wieder vom Boden auf. Wichtig dafür ist ein guter Staubsauger, sagt der Fachmann.
„Dabei kommt es nicht unbedingt auf die Wattleistung an. Wohl aber darauf, dass der Sauger einen sogenannten HEPA-Filter besitzt, der Schwebstaub zurückhält.“
Der filtert auch feine Partikel und sie können nicht mit der Abluft wieder in den Raum gelangen.
Übrigens: Staub zieht Staub an. „Deshalb saugt ein Staubsaugerbeutel leer meist lange nicht so gut, als wenn er schon ein wenig gefüllt ist“, weiß Dr. Jens Soentgen.
Auch beim Wischen heißt es: bloß nichts aufwirbeln. Antistatische Staubtücher halten den Staub fest. Eine ähnliche Wirkung haben ausrangierte Nylonstrümpfe. Vorsicht ist bei Mikrofasertüchern geboten. Ihre raue Struktur kann gemeinsam mit dem Schmutz auf empfindlichen Oberflächen wie Schmirgelpapier wirken.
Schwer erreichbare Stellen, etwa zwischen Heizkörperlamellen, werden mit einem Fön entstaubt: Feuchtes Tuch unterlegen und den Staub darauf pusten. Bei filigranen Dekoartikeln hilft auch vorsichtiges Püstern mit Druckluftspray, das es etwa im Fotofachhandel gibt.
Bücher sind echte Staubfänger und lästig abzustauben. So geht‘s schneller: Polsterdüse oder Saugpinselaufsatz auf den Staubsaugerschlauch setzen. Zunächst Buchrücken
absaugen, dann je eine Handvoll Bücher halb aus dem Regal kippen und die Seiten absaugen. Anschließend noch die Düse ins Regal halten.


Vorbeugen ist besser als Putzen
Tatsache ist: Staub lässt sich nicht vermeiden, wohl aber eindämmen. Je weniger Textilien im Raum sind, desto weniger Abrieb von Fasern kann es geben. Wem das dann doch zu karg ist, kann sich immerhin ein wenig von der Reinraumtechnik in Forschung und Industrie abschauen, wo Spezialschleusen Verunreinigunen draußen halten. Zuhause wird der Flur zur Schleuse: mit Schmutzfangmatten und Raum, um Schuhe und Überkleidung abzulegen.
Außerdem hat sich Stoßlüften bewährt. Zusätzlich schützen Antistatiksprays glatte Oberflächen von Möbeln oder Elektrogeräten.
Eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit kann dafür sorgen, dass Staub besser gebunden wird. Wer mag, kann Luftbefeuchter aufstellen. Und ansonsten bringt uns auch ein bisschen Gleichmut weiter. Da wir ihn nicht abschaffen können, rät der Staubforscher: „Sollten wir
einfach Frieden mit dem Staub machen!“


Vorsicht Allergene!
Auslöser für die Allergie ist oft nicht der Hausstaub selbst, sondern Pollen und Milben beziehungsweise deren Hinterlassenschaften, die sich mit dem Hausstaub vermischen. Mit
ein paar Maßnahmen kann man den Milben das Leben schwer machen:

  • Wohnung regelmäßig lüften und trocken halten, vor allem das Schlafzimmer. Die Luftfeuchtigkeit sollte unter 60 Prozent, die Temperatur zwischen 14 und 20 Grad liegen.
  • Das Bett gut belüften; es sollte auf Füßen stehen und keinen geschlossenen Bettkasten haben.
  • Für Matratzen, Kopfkissen und Bettdecken gibt es milbendichte Überzüge (Encasings). Gut sind Bettzeug und -wäsche, die bei mindestens 60 Grad gewaschen werden können.
  • Nicht waschbare Sofakissen und Plüschtiere für 24 Stunden in die Gefriertruhe legen oder, wenn es das Material verträgt, im Wäschetrockner eine gewisse Zeit lang höheren Temperaturen aussetzen. Beides tötet Milben ab und reduziert somit auch die Allergenbelastung.
Text: Sabine Kämper, Foto: Oliver Hilterhaus

Wo Leben ist, entsteht Staub. Zu unser aller Ärger. Und obwohl wir immer effektivere Staubfänger entwickelt haben: Der Kampf ist nie vorbei …