Gallseife - Mit Ochsen gegen Flecken

Wer kennt sie nicht, diese „leisen Flecken“, die nicht so laut daherkommen wie Rotweinspritzer oder Ketchupkleckse – die Fett­flecken. Oft bemerkt man sie zu spät, erst beim näheren Hinsehen fallen sie auf. Dunkler als das restliche Gewebe, zeichnen sie sich mit weich verlaufenden Rändern ab. Doch das Wäschestück ist nicht verloren, denn jetzt kommt ein altbewährtes Mittel ins Spiel: die Gallseife.
Dieser Reiniger rückt auch hartnäckigen Fett­flecken zu Leibe. Schon seit über 120 Jahren wird Gallseife verwendet. Allerdings wurde sie früher oft als sogenannte „Fleckseife“ verkauft.


Zutat Ochsengalle
Das Rind hilft beim Wäschewaschen. Zumindest ein Bestandteil des Tieres. Gallseife trägt den Namen ihres besonderen Inhaltsstoffes schon in der Bezeichnung. Tatsächlich bezieht sich „Gall“ auf die in der Seife enthaltene Rinder- beziehungsweise Ochsengalle. Sie gibt dem festen kleinen Seifenstück, dem Klassiker, auch die typische braungrüne Farbe. Aber auch heller gefärbt und klare Flüssigprodukte sind am Markt zu finden. Wie jedoch die genaue Rezeptur einer Gallseife lautet, wird von den Herstellern natürlich nicht verraten. Gallseife besteht ursprünglich aus einem Anteil Rindergalle vermischt mit einer Seifengrundsubstanz. Die Rindergalle, die im Rinder-Organismus auch bei der Fett- und Eiweißverdauung zum Zuge kommt, verstärkt die Reinigungswirkung der Seife und sorgt mit dafür, dass sich Fett-, Eiweiß-, aber auch Farb­flecken einfacher aus Textilien entfernen lassen. Zusätzlich fügen einige Hersteller den Gallseifeprodukten noch Duftstoffe hinzu, damit diese bei der Kundschaft nicht wegen ihres strengen Geruchs „durchfallen“. Wer aufmerksam die Zutatenlisten liest, wird „Galle“, die meist in Form eines Pulvers zugesetzt wird, aber nicht immer finden, da sie nicht zwingend deklariert werden muss. Also: Auch wenn es nicht auf der Packung steht, kann man davon ausgehen, dass ein Produkt, das als „Gallseife“ verkauft wird, aufbereitete Galle enthält. Es sei denn, es ist beispielsweise vegan.

Mit Gallseife arbeiten
Bei Fett­flecken die verschmutzte Stelle mit warmem Wasser anfeuchten und mit Gallseife gründlich einreiben. Sicherheitshalber sollten Sie vorher die Farbechtheit des Gewebes prüfen. Bei farbiger Kleidung nicht zu viel an dem Fleck reiben, da eine intensive „mechanische Behandlung“ auch die Farbe des Stoffes entfernen kann. Das Kleidungsstück ruhen lassen. Nach einer halben Stunde den Fleck warm auswaschen und prüfen, ob er entfernt werden konnte. Notfalls den Vorgang wiederholen, später das Kleidungsstück wie gewohnt waschen.

Einen Test verschiedener Gallseifen finden sie in der aktuellen EINFACH HAUSGEMACHT (5/2014)

Text: Meike Heinatz
Foto: Marco Stepniak

SCHON GEWUSST?

Tipps zur Fleckentfernung:


• Nahezu alle Flecken lassen
sich besser frisch als
eingetrocknet entfernen.


• Niemals Flecken mit
einem Papiertaschentuch
bearbeiten. Die Flusen des
Papiers werden dabei ganz
schnell in die Kleidungsfasern
eingearbeitet und
lassen sich nur sehr
schwer wieder entfernen.