Geht runter wie Wachs

Wachsflecken sind keine einfachen Zeitgenossen.
Trotzdem heißt es, erst mal Ruhe zu bewahren. „Heißes Wachs sollte vor dem Entfernen
immer erst hart werden. So lässt es sich am besten entfernen“,
weiß Claudia Forster-Bard, Vorsitzende des Bundesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V. Gerade wenn
die Flecken groß sind oder Wachsfarbe im Spiel ist, kann ein wenig Hilfe beim Trocknen nicht schaden. „Beschleunigt werden kann das Erhärten des Wachses mit einem Kältespray
oder allem, was das Tiefkühlfach so hergibt, zum Beispiel mit einer Packung Erbsen oder Kühlakkus. So wird das Wachs spröde und hat weniger Zeit, in großporige Oberflächen,
wie bei manchen Holztischen, einzuziehen“
, so die Fachfrau.
Kerzenwachs ist eine Diva unter den Flecken. Sie mag es weder zu warm noch zu kalt. Und mit diesen Abneigungen ist sie zu schlagen. Dass ihr aber mit gleich mehreren Waffen zu
Leibe gerückt werden muss, liegt an den unterschiedlichen Fleckkomponenten:
„Die Wachsmasse wird mechanisch behandelt, die Fettkomponente ist ein Fall für Fettlöser“,
erklärt die Expertin. Denn Kerzen bestehen entweder aus Bienenwachs, Stearin – hergestellt aus Fetten und Ölen – oder Paraffin – einem Nebenprodukt des Erdöls – oder einer
Mischung dieser Brennmassen mit verschiedenen, meist pflanzlichen Fetten. „Bei manchen Kerzen, wie den dicken roten auf dem Adventskranz, kommen noch die Farbstoffe hinzu. Diese werden chemisch entfernt.“

Reinen Tisch machen
Zu Glastischen haben Wachsflecken keine enge Bindung. Das harte Kerzenwachs wird zuerst abgeschabt, zum Beispiel mit einem Raclettespatel oder Ceranfeldschaber.
„Vorsicht bei Messern, diese können Kratzer auf dem Glas hinterlassen. Der zurückbleibende Fettfilm kann mit Spülmittel oder Glasreiniger weggewischt werden“, so Claudia Forster-Bard. Holztische sind da etwas schwieriger. Hier wird das Wachs zunächst wie beim Glastisch abgeschabt. Bei gewachsten oder geölten Tischen rät sie im zweiten
Schritt zu einer feinen 1000er-Stahlwolle: „Hiermit wird der Tisch in Richtung der Maserung abgerieben. Am besten den ganzen Tisch bearbeiten, damit das Ergebnis einheitlich wird.“ Bei Bedarf kann er noch mit einem Holzpflegemittel behandelt werden. Sollten Farbflecken
zurückbleiben, helfen oft Terpentin oder andere Pinselreiniger. Unbedingt vorher an einer verdeckten Stelle des Tisches testen, ob das Holz von den Farbentfernern angegriffen
wird. Intensive Farbe kann jedoch nicht immer komplett entfernt werden.


Einfach löschen
Wachsflecken auf der Festtagsgarderobe sind genauso willkommen wie das zehnte Paar Pantoffeln zu Weihnachten. Darum schnell weg mit dem Fleck! Aber wie? Auch bei Textilien
empfiehlt Claudia Forster-Bard, den Fleck erst erkalten zu lassen. Der größte Teil des Wachses kann nun mit einer glatten Klinge abgehoben werden. „Die Textilfasern werden
geschont, wenn das Wachs vorher in kleine Stückchen zerbrochen und nicht im Ganzen entfernt wird. Bei empfindlichen Stoffen wie Seide oder Nylon ist besondere Vorsicht geboten, denn die Klinge kann den Stoff leicht beschädigen.“
Die Expertin empfiehlt
daher, ein Löschpapier oder Küchenkrepp auf den Fleck zu legen und darüber zu bügeln. Das Bügeleisen dazu auf die niedrigste Stufestellen und das Papier immer etwas verschieben, damit das gesamte Fett aufgesaugt wird. Bei Bedarf kann die Temperatur ein wenig erhöht werden. In der Waschmaschine verabschieden sich in der Regel auch
die letzten Fleckenreste. „Sollte die Farbe des Kerzenwachses doch nicht rausgehen, kann mit Waschbenzin nachgeholfen werden. Dafür den Stoff an einer unauffälligen Stelle
auf Verträglichkeit testen“
, so Forster- Bard. Das Waschbenzin wird auf einen Baumwolllappen gegeben, der Fleck abgerieben und Lappen sowie Kleidung mit klarem Wasser ausgespült. „Den Lappen bitte nicht getränkt auf dem Tisch liegen lassen, denn hier besteht Brandgefahr“, erklärt Claudia Forster-Bard. Bei Tischdecken und hellen Textilien kann der Fleck je nach Stoff auch mit Bleichmittel entfernt werden.


Verstecken sinnlos
Auf Teppichböden kann sich Wachs
wunderbar zwischen den Fasern verstecken, aber gegen den Staubsauger hat es keine Chance. Das harte Wachs wird in kleine Stückchen gebrochen und abgesaugt.
Claudia Forster-Bard rät weiter zur Hitze-Methode: „Da Teppich oft aus Kunstfasern besteht, wäre ein Bügeleisen hier zu heiß. Mein Tipp: Lieber mit einem Fön erwärmen und mit
Löschpapier oder Küchenkrepp das Fett aufsaugen. Mit dem Haartrockner kann die Hitze besser kontrolliert werden."
Bei Verklebungen oder Farbflecken kann ebenfalls Waschbenzin helfen. Auch hier vorher einen Test an einer unauffälligen Stelle machen. Der Fleck ist
dann schnell Geschichte.


Text: Michelle Liedtke , Foto: Oliver Hilterhaus

Kerzen: Ihr behagliches Licht macht uns die Adventszeit erst so richtig gemütlich und erhellt
manch‘ dunkle Winternacht. Was aber tun, wenn es tropft?